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Erfahrungsbericht: Lukas H.

Lukas H.
„Vancouver ist eine der schönsten Städte, die ich gesehen habe. Überall wo man hinguckt, sieht man Berge und Meer.“

Mein Auslandssemester in Vancouver habe ich selbstständig geplant, da von meiner Universität kein adäquates Austauschprogramm in einem englischsprachigen Land zur Verfügung stand. Ich habe mich für die University of British Columbia (UBC) entschieden, weil sie eine sehr gute ingenieurwissenschaftliche Fakultät hat und mich Kanada als Land an sich sehr interessiert. Für die Bewerbung war ein Sprachnachweis notwendig. Dabei hat aber der DAAD-Sprachtest gereicht, den man günstig und einfach an seiner eigenen Universität machen kann. Insgesamt war die Bewerbung an sich mit Hilfe der Organisation IEC recht schnell erledigt. Jedoch wurde mir nach ca. einem Monat mitgeteilt, dass ich keine Informatikkurse belegen kann (mein Hauptstudienfach), weil die Nachfrage für diese sehr hoch ist und inländische Studenten und Studenten von Partneruniversitäten bevorzugt werden. Daher bin ich mich auf meiner Präferenzliste auf E-Technik-Fächer mit Informatikbezug ausgewichen. Insgesamt war aber die Auswahl an Kursen dadurch ziemlich eingeschränkt. Ärgerlich war vor allem, dass man die Anzahlung der Studiengebühren leisten musste, bevor man seine Kurse mitgeteilt bekam. Am Ende ist dann aber alles gut gegangen und ich war mit meinen Kursen sehr zufrieden. Besonders hilfreich war dabei, dass die Anerkennung der Fächer an meiner Heimatuni sehr flexibel abgelaufen ist.

Da Wohnheimplätze nur für Studenten in einem Austauschprogramm zur Verfügung standen, musste ich mich selbst um eine Wohnung aus Deutschland aus kümmern, was sich als ziemlich schwierig herausstellte. Ich habe auf ca. 200 Anzeigen über Facebook und Craigslist geantwortet, bekam aber nur um die 10 ernsthafte Rückmeldungen, aus denen am Ende zwei Skypeinterviews zu Stande kamen. Aus diesem Grund habe ich dann auch eines dieser beiden Zimmer genommen, ohne es in Realität gesehen zu haben. Mit 1500 CAD war es zwar sehr teuer, aber dafür auch vollständig möbliert und mit privatem Bad. Wenn man zur Wohnungssuche vor Ort ist und Glück hat, kann man auch für ca. 900 CAD ein kleines Zimmer bekommen. Als Mädchen hat man es übrigens einfacher, weil ein Großteil der Leute speziell nach weiblichen Mitbewohnern suchen. Im Rückblick war das Zimmer aber auf alle Fälle das Geld wert. Es war in einer sehr großen Villa mit super Lage zusammen mit 8 Mitbewohnern. In dem Haus war eine sehr gute Wohnatmosphäre mit sehr vielen gemeinsamen Aktivitäten und lustigen Abenden. Da ein Großteil der Mitbewohner Einheimische waren, hatte ich die Möglichkeit auch etwas von der kanadischen Kultur mitzubekommen. Besondere Highlights waren dabei die Feste wie Thanksgiving, Weihnachten und Silvester/Neujahr. Insofern bin ich ziemlich dankbar keinen Wohnheimplatz bekommen zu haben, zumal viele Austauschstudenten im Wohnheim den Campus so gut wie gar nicht verlassen haben, weil er ein bisschen außerhalb liegt und alles notwendige dort vorhanden ist.

Ich bin zwei Wochen vor Semesterbeginn nach Vancouver geflogen, um die Stadt und die Umgebung zu erkunden. Die Natur um die Stadt herum ist großartig. Es gibt sehr viele Wanderungpfade, die sogar mit dem öffentlichen Bus erreichbar sind. Insgesamt ist Vancouver vor allem eine Stadt für Outdooraktivitäten wie Wandern, Kajak fahren, Fotografieren, Ziplining, Rafting oder Klettern. Im August und September hatte ich keinen einzigen Regentag und sehr viel Sonnenschein. Insofern würde ich Euch auf alle Fälle empfehlen schon mindestens 2 Wochen vor Semesterstart anzureisen. Wer noch etwas mehr Zeit mitbringt, kann sich ein Auto mieten und Vancouver Island oder die Rocky Mountains erkunden. Ab Oktober hat es dann so gut wie nur noch geregnet (fast jeden Tag). Da man in dieser Zeit aber auch mit Studieren beschäftigt ist, stört das kaum. Im Dezember und Januar gab es dann wieder einige Sonnentage, die man sehr gut für seine Winteraktivitäten nutzen kann.

Das Studium ging Anfang September los. In der ersten Woche haben sich die zahlreichen Studentenclubs vorgestellt. Besonders interessant für Austauschstudenten ist der Exchange Student Club, der zahlreiche Ausflüge und Kneipenabende veranstaltet. Es gibt aber eigentlich für jedes Hobby einen oder sogar mehrere Clubs. Ich bin zum Beispiel dem RoboCup Soccer Team der UBC beigetreten. Als Kurse habe ich ausschließlich E-Technik Fächer aus dem 4. Studienjahr gehabt. Das war teilweise ziemlich anspruchsvoll, weil Elektrotechnik nur mein Nebenfach ist und die Kurse auf sehr hohem Niveau unterrichtet wurden. Das führte auch dazu, dass ich von Oktober bis Dezember so gut wie keine Freizeit hatte. Im Gegensatz zum deutschen Studiensystem hat man auch unter dem Semester sehr viele Deadlines und Prüfungen. Dazu gehören Vorträge, Berichte, Quizze, Zwischenprüfungen und eine Menge benoteter Hausaufgaben. Man sollte bei seiner Zeitplanung auch nicht vergessen noch Platz für die, nicht im Stundenplan enthaltenen, Office Hours zu lassen, die zwar freiwillig sind, aber bei denen manchmal wichtige Tipps für Prüfungen und Hausaufgaben gegeben werden.

In den ersten paar Wochen kann man sich erst mal in jeden Kurs hineinsetzen und gucken, wie er einem gefällt. Ich habe mit 5 Kursen angefangen und mich nach 2 Wochen für 4 dieser Kurse entschieden (Medical Imaging, Sensors and Actuators in Microsystems, Biophotonics und Nanotechnology in Electronics). Das war sowohl das finanzielle als auch das zeitliche Limit. Besonders haben mir die Kurse Medical Imaging und Nanotechnology in Electronics gefallen. Letzterer war auf Quantum Computing ausgerichtet und enthielt ein Programmierprojekt, das auf dem neusten Quantencomputer von D-Wave ausgeführt wurde. D-Wave stellt die ersten kommerziellen Quantencomputer her, die sie zum Beispiel an Firmen wie Lockheed Martin, Google und die NASA verkauft haben. Insofern war das eine wirklich außergewöhnliche Gelegenheit. Dieser Kurs war auch einer der zeitaufwändigsten. Zum einen war er mathematisch sehr anspruchsvoll und zum anderen waren die Hausaufgaben sehr umfangreich. Insgesamt hat dieser Kurs meinen fachlichen Horizont aber sehr erweitert.

Bei fast allen Kursen war der Arbeitsaufwand bedeutend höher als für einen deutschen Kurs, weswegen auch 4 Kurse vollkommen ausreichend waren. Die Professoren waren in allen Kursen sehr engagiert und haben es auch gerne gesehen, wenn man zu ihren Office Hours kam. Das führte dazu, dass man sich mit den Themen über einen längeren Zeitraum intensiv auseinandersetzt und so das Bestmögliche aus einem Kurs mitgenommen hat. Insofern hat die Lehre an der UBC eine sehr gute Qualität. Es ist aber nicht so, dass man diese Qualität der Lehre nicht auch in Deutschland bekommen kann. Was die UBC aber besonders macht, sind die Verbindungen und Möglichkeiten der Professoren, die uns beispielsweise die Kooperation mit D-Wave ermöglicht haben.

Nach dem Semester habe ich mir noch Seattle angesehen und bin mit einem 10-tägigen Zwischenstopp in San Francisco nach Deutschland zurückgeflogen. Besondere Highlights in der Freizeit waren eine Rocky Mountains Bustour, viele Wanderungen in der Umgebung von Vancouver, Whale Watching von Victoria aus und Schneeschuhlaufen auf dem Grouse Mountain mit Blick auf Vancouver. Wer Natur mag, dem kann ich Vancouver nur weiterempfehlen. Aber es gibt auch eine Menge Kultur in Vancouver zu erleben. Besonders erwähnenswert ist dabei die Kunst der Ureinwohner, sehr schöne Konzerte des Vancouver Symphony Orchestras und eine sehr breite kulinarische Vielfalt. Vor allem die japanische Küche ist in Vancouver vorzüglich.

Insgesamt sind die Leute in Vancouver sehr freundlich. Kurze Gespräche mit Fremden sind nicht unüblich und man wird schnell in Gruppen integriert. Allgemein habe ich den Eindruck gewonnen, dass die Menschen in Vancouver sehr gesundheits- und umweltbewusst sind. Anstatt über teure Autos definieren sich die Menschen eher darüber, wie schnell sie den Grouse Grind (853 Höhenmeter) hoch gejoggt sind (der Rekord liegt bei 25 min). Trotzdem fahren überdurchschnittliche viele Luxuswagen durch die Straßen, was aber auch mit den hohen und in den letzten Jahren extrem gestiegenen Immobilienpreisen zusammenhängen dürfte.

Während des Auslandssemesters habe ich viele Leute aus verschiedenen Ländern, Kulturkreisen und mit diversen Ansichten kennen gelernt. Dabei habe ich die kulturelle Vielfalt zu schätzen gelernt. Jede Kultur gibt Vancouver ein bisschen seiner Identität und formt so eine sehr lebenswerte Stadt.

Rose garden auf dem Campus der UBC

Blick auf Vancouver vom Grouse Mountain

Blick auf Downtown von der Seawall aus

Rocky Mountains

Joffre Lakes

Schneeschuhlaufen auf dem Grouse Mountain